- Philipp Jakob Manz
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Philipp Jakob Manz
Philipp Jakob Manz (* 2. Dezember 1861 in Kohlberg bei Nürtingen; † 2. Januar 1936 in Stuttgart) war ein deutscher Architekt, von besonderer Bedeutung war sein Beitrag zur Industriearchitektur.
1890 eröffnete er als 28-Jähriger ein eigenes Büro in Kirchheim unter Teck, einige Jahre später zog er nach Stuttgart um, wo er bis an sein Lebensende blieb. Sein Architekturbüro wurde nach seinem Tod durch seinen Sohn fortgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
1861 als uneheliches Kind einer Metzgerstochter geboren, wuchs Philipp Jakob Manz in ländlicher Umgebung in Urach auf. Er trug den Namen seines Stiefvaters. Trotz der vorherrschenden Landwirtschaft hatten sich in unmittelbarer Nähe einige Fabriken angesiedelt. Seine Mutter und der Stiefvater arbeiteten in der Textilindustrie und so bekam er als Kind gleichzeitig das ländliche und das industrielle Leben mit. Seine Mutter starb, als Manz 14 Jahre alt war, und so ging er zusammen mit seinem Vater nach Stuttgart, um dort bei einem Bauunternehmen eine Lehre als Maurer und Steinhauer zu beginnen.
Ausbildung
Als 16-Jähriger folgte für Manz ab 1877 ein parallel zur Lehre verlaufendes Studium an der Königlichen Württembergischen Baugewerkschule – der heutigen Hochschule für Technik Stuttgart. Damals schon sehr praktisch orientiert, hatten die Studenten im Winter ihren theoretischen Unterricht, um dann im Sommer auf Baustellen oder in Büros Praxiserfahrungen zu sammeln. Die Baugewerkschulen bildeten damals Baumeister und Handwerker verschiedener Gewerke aus. Die Berufsperspektiven der jungen Absolventen waren in der Gründerzeit äußerst günstig. Ein Großteil arbeitete als Baumeister oder Werkmeister oder als Bausekretär im Staatsdienst, für die Militärverwaltung und in städtischen Baubehörden. Die Ausbildung war stark geprägt vom Historismus. Komposition statt Konstruktion war die Maxime, in deren Geist Manz lernte. Anders war dies bei einem speziellen Lehrer von Manz – Otto Tafel. Dieser lehrte als einer der ersten Dinge wie Vielseitigkeit, Beweglichkeit und Offenheit. Als einer seiner bevorzugten Lehrer nahm Tafel so eine Schlüsselrolle für Philipp Jakob Manz ein. Neben seinen regulären Vorlesungen besuchte Manz zusätzlich Kurse im Bereich der Wasserbautechnik, die ihm Qualifikationen in den Bereichen Mathematik, Hydrostatik, Vermessungstechnik und ähnlichen einbrachten. Nach 6 Semestern verließ Philipp Jakob Manz die Baugewerkschule ohne Abschluss.
Bauten
(unvollständig)
- 1894: Fabrikgebäude für die Schrauben- und Flanschenfabrik Emil Helfferich in Kirchheim unter Teck
- 1896: Fabrikgebäude für die Baumwollspinnerei Held & Teufel in Schwäbisch Hall
- 1897: Verwaltungsgebäude für die AG für Feinmechanik vorm. Jetter & Scheerer („Aesculap“) in Tuttlingen, Möhringer Straße
- ab 1897: Fabrikgebäude für F. W. Quist in Esslingen am Neckar
- 1899–1901: Fabrikanlage für die „Germania“ Linoleumwerke AG in Bietigheim
- 1903/1904: Städtisches Volksbad in Heidenheim an der Brenz (zum Museum umgenutzt)
- 1904: Fabrikgebäude für die Gardinenweberei L. Joseph & Cie. in Stuttgart, Haußmannstraße 103
- 1904–1907 und 1909/1910: Salamander Werke in Kornwestheim
- ab 1905: diverse Bauten für die Firma L. Stromeyer in Konstanz
- 1907: Fabrikgebäude für die Strickwarenfabrik Wilhelm Bleyle oHG in Stuttgart, Lindenspürstraße 39
- 1907–1908: Fabrikgebäude für die H. Brinkhaus Textilfabrik in Freckenhorst, Industriestraße
- 1908: Fabrikgebäude für die Papierfabrik Schnabl & Co. in Wien (XIX.), Kreilplatz
- 1908–1909: diverse Fabrikgebäude für die Papierfabrik „Papyrus“ AG in Mannheim-Waldhof, Sandhofer Straße (ab 1931 Zellstoffabrik Waldhof, heute SCA Hygienepapiere GmbH) (unter Denkmalschutz) mit dazugehöriger Arbeitersiedlung (gen. „Papyrus-Kolonie“)
- 1909: Fabrikanlage (Luftschiff-Werft) der Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen (Bodensee)
- 1909: Direktorenvilla für die Mechanische Baumwollspinnerei und -weberei Kempten in Kempten (Allgäu), Füssener Straße 41
- 1909–1910: Fabrikgebäude (sog. „Glaspalast“) für die Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg AG (im Werk Aumühle) in Augsburg, Otto-Lindenmeyer-Straße 30
- 1910: Fabrikgebäude für die Maschinenfabrik Fritz Müller in Esslingen am Neckar
- 1912: „Königin-Charlotte-Gymnasium“ in Stuttgart
- 1912–1913: Fabrikgebäude für die Jutespinnerei Schilgen & Werth in Emsdetten
- ab 1913: Fabrikanlage für die Grevener Baumwollspinnerei in Greven (Westfalen)
- 1913: Waffenfabrik Steyr, OÖ
1913-1923: Ehemalige Vereinigte Fränkische Schuhfabriken, neuklassizistische Fabrikanlage in Eisenbetonkonstruktion in Nürnberg
- um 1914: Flugmotoren– und Automobilfabrik Steyr, OÖ
- 1914: Wohnhaus Meyer in Speyer, Prinz-Luitpold-Straße 4
- 1914–1917: Fabrikgebäude für die Mechanische Näherei und Stickerei F. W. Brügelmann Söhne in Köln-Deutz (erheblich verändert)
- 1915–1918: Fabrikanlage für die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM) in Karlsruhe, Lorenzstraße (heutiges Zentrum für Kunst und Medientechnologie)
- 1916: Fabrikgebäude für die F. H. Hammersen AG in Osnabrück
- 1916: Automobilfabrik Gräf & Stift, Wien 19, Weinberggasse 76
- 1916–1918: Fabrikgebäude (sog. „Terrassenbau“) für die Uhrenfabrik Gebr. Junghans AG in Schramberg (Schwarzwald)
- 1917–1921: Fabrikgebäude (sog. „Großmaschinenhalle“) für die Österreichische „Union“ Elektrizitäts-Gesellschaft in Wien (XXII.), Dr.-Otto-Neurath-Gasse
- 1922–1923: Fabrikgebäude für die Württembergische Cattunmanufaktur AG (WCM) in Heidenheim an der Brenz
- 1925: Fabrikgebäude für die Textilfabrik Carl Kümpers Söhne in Rheine (Westfalen)
- 1925-1926: Fabrikgebäude für die Spinnerei und Zwirnerei Hohf & Zimmermann in Marktschorgast (Oberfranken)
- 1927–1928: Fabrikgebäude für die Spinnerei und Weberei Ludwig Povel & Co. in Nordhorn, Friedrich-Ebert-Straße 98
- 1928: Fabrikgebäude für die Spinnerei Dyckhoff in Rheine, Schwedenstraße
- 1928–1929: Fabrikgebäude für die Baumwoll-Buntspinnerei und -weberei Niehus & Dütting (später „NINO“) in Nordhorn, Prollstraße 1
- 1929: Büro- und Geschäftshaus Ulrichsbau in Stuttgart, Kronenstraße
Literatur
- Kerstin Renz: Industriearchitektur im frühen 20. Jahrhundert. Das Büro von Philipp Jakob Manz. DVA, München 2005, ISBN 3-421-03492-3.
Weblinks
- Philipp Jakob Manz. In: Architektenlexikon Wien 1880–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
- SWR-Portrait + Video
- Baudokumentationen von K Renz über Philipp Jakob Manz
Kategorien:- Deutscher Architekt
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