- Idempotenz
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Idempotenz ist ein Begriff aus der Mathematik und Informatik. Man bezeichnet ein Element einer Menge (also auch eine Funktion), das mit sich selbst verknüpft wieder sich selbst ergibt, als idempotent.
Inhaltsverzeichnis
Definitionen
Idempotente Elemente
Ein Element a einer Menge X heißt idempotent bezüglich einer n-stelligen Verknüpfung
falls gilt:
Idempotente Funktionen
Man nennt eine einstellige Verknüpfung oder Funktion
idempotent, wenn sie bezüglich der Komposition idempotent ist:
d. h.
für alle
Idempotente algebraische Strukturen
Sind alle Elemente einer Halbgruppe (S, * ) idempotent bezüglich * , dann wird auch (S, * ) selbst idempotent genannt. Alternativ wird eine idempotente Halbgruppe auch oft als ein Band bezeichnet. [1][2] Jede kommutative Band heißt Halbverband. Man nennt eine Halbgruppe (S, * ) global idempotent, falls gilt:
mit
Einen Halbring
einen Fastring
sowie einen Ring
bezeichnet man als idempotent, falls jeweils
bzw.
idempotent ist.
Beispiele
Idempotene Verknüpfungen:
- Bezüglich der Multiplikation sind 0 und 1 die beiden einzigen idempotenten reellen Zahlen, da
und
- Bezüglich einer zweistelligen Verknüpfung * ist ein (links- oder rechts-)neutrales Element e stets idempotent: e * e = e.
- Ist
ein Verband, so sind
und
Halbverbände.
Idempotente Abbildungen:
- Konstante Funktionen:
- Identische Abbildung:
- Projektionen, z. B.
- Betragsfunktionen:
- Hüllenoperatoren.
- Kernoperatoren.
Eigenschaften
- Eine
-Matrix
über einem beliebigen Körper K ist genau dann idempotent bezüglich der üblichen Matrizenmultiplikation, wenn die durch sie induzierte lineare Abbildung
- idempotent ist. Insbesondere sind die Eigenwerte von A allesamt 0 oder 1. Geometrisch können idempotente lineare Abbildungen als Projektion des Vektorraums auf einen Untervektorraum interpretiert werden.
- Jeder idempotente Ring
ist kommutativ, denn es gilt für alle
- also
- und damit
- Folglich ist
- Insbesondere gilt auch:
bzw.
- Ein idempotenter Fastring
ist genau dann kommutativ, wenn er distributiv ist, denn:
- Falls
kommutativ ist, gilt für alle
- Ist hingegen
distributiv, so folgt daraus genau so wie bei einem idempotenten Ring die Kommutativität.
Informatik
In der Informatik wird Idempotenz von Recovery-Maßnahmen bei Datenbanken und Services gefordert, um Fehlertoleranz bei einem Absturz während einer Wiederanlaufphase zu gewährleisten. Undo- und Redo-Operationen müssen hier auch bei mehrfacher Hintereinanderausführung dasselbe Resultat zur Folge haben.
Rein lesende Services sind von Natur aus idempotent, da der Zustand der Daten nicht geändert wird. Jeder nicht idempotente schreibende Service kann aus fachlicher Sicht zu einem idempotenten Service gemacht werden.
- Beispiel
Bei einem Service zum Verbuchen von Geldbeträgen ist der Aufruf einzahlen(100) nicht idempotent, da bei mehrmaligem Service-Aufruf der Betrag 100 mehrmals eingezahlt wird. Würde man hingegen neuerKontostand(600) aufrufen, so würde bei mehrmaligem Service-Aufruf der Kontostand gleich bleiben. Dieser Aufruf wäre idempotent.
Siehe auch
Literatur
- Klaus Denecke, Shelly L. Wismath: Universal Algebra and Coalgebra. World Scientific 2009, ISBN 9789812837455, S. 214 (Auszug in der Google Buchsuche)
- Munindar Paul Singh, Michael N. Huhns: Service-oriented Computing: Semantics, Processes, Agents. Wiley 2005, ISBN 0470091487, S. 54 (Auszug in der Google Buchsuche)
Einzelnachweise
- ↑ L. N. Shevrin: Semi-group of Idempotents. In: Michiel Hazewinkel (Hrsg.): Encyclopaedia of Mathematics. Springer-Verlag, Berlin 2002, ISBN 1-4020-0609-8.
- ↑ Günther Eisenreich, Ralf Sube: Langenscheidts Fachwörterbuch Mathematik. Langenscheidt 1996, ISBN 3861170744, S. 381 (Auszug in der Google Buchsuche)
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